„Lieber Wolke 4 mit dir als unten wieder ganz allein…“ Diesen Songtext kennst du bestimmt.
Ich weiß noch sehr genau, wie ich am Anfang innerlich immer gedacht hab „Lieber allein als NUR Wolke 4.“ oder „Ich gebe mich doch nicht mit Wolke 4 zufrieden!!!“.
Heute erkenne ich, dass mein Streben nach PERFEKTION, also übersetzt mein Streben nach Wolke 7 mich nicht glücklich gemacht hat. Sondern das Perfektion vielmehr sehr sehr anstrengend werden kann. Kraft kostet. Erwartungen erhöht. Druck auslöst. Verbissen macht. Und am Ende verhindert hat, dass ich das perfekte Ergebnis dann genießen konnte. Dazu war ich dann meistens zu müde, kaputt, gereizt, überfordert. Und weit weit weit weg vom Gefühl.
Leider ist Perfektion allgegenwärtig. Sobald du den Fernseher einschaltest oder dich in Instagram einloggst, schon kommst du nicht mehr an diesen perfekt aussehenden, gesunden und erfolgreichen Alleskönnern vorbei. Nicht leicht sich davon abzugrenzen, oder?
Ein typisches Beispiel für mich war das Thema „Kochen“. Eigentlich liebe ich es zu kochen. Doch irgendwann hatte mir mein Streben nach Perfektion einen dicken Strich durch die Freude gemacht. Wieso? Gleich mehr dazu….
Blicken wir mal hinter die Kulissen der Perfektion. Welche Denkmuster pflastern den Weg in die Perfektionsfalle?
Denkmuster 1: „Ich mache auf keinen Fall einen Fehler. Niemals!“
Beim Kochen war das wahnsinnig anstrengend!!! Denn natürlich passierte es mir, dass zum Beispiel die Kerntemperatur meiner wunderbaren Rinderfilets um 2 grad zu hoch war, es nicht so rosa war, wie es sein konnte usw. Schon beim Einkauf konnte es zermürbend sein, dass perfekte Stück zu bekommen. Und dann auch noch die Frage, ob ich richtig entschieden hatte. Hätte ich nicht besser doch das andere Stück nehmen sollen…
Perfektion ist stark mit dem Wunsch verbunden, fehlerfrei durchs Leben zu gehen. Es geht vor allem darum, möglichst keine Angriffsfläche für Kritik zu bieten. Letztlich bedeutet das Streben nach Perfektion, dass wir keinerlei Fehlertoleranz haben. Vor allem uns selbst gegenüber nicht. Unser Selbstkritiker ist ein harter Typ – wer will schon dessen Urteil hören – also besser perfekt sein.
Denkmuster 2: „Die anderen werden Augen machen.“
Was habe ich mich oft bemüht, andere Menschen mit meiner Kochkunst zu beeindrucken! Karrierefrau, perfekte Mutter und dann noch so eine tolle Köchin. Bewunderung auf alle Ebenen. Schon bei der Planung der Menüs habe ich mir das vorgestellt. Und natürlich richtig viel Zeit und Energie investiert. Und meine Enttäuschung war vorprogrammiert – immer dann, wenn der Beifall nicht so kam, wie ich es mir wünschte.
Perfektion strebt nach Beifall von außen. Positive Anerkennung von anderen Menschen ist das Endziel. Sie ist wichtiger als unsere eigene Meinung. Fremdanerkennung hilft uns, uns gut zu fühlen – denn wir sehen ja unser Schätze selbst oft nicht.
Denkmuster 3: „Wenn ich mich nur genug anstrenge, schaffe ich das.“
Ich kann wirklich gut kochen. Doch backen liegt mir einfach nicht. Jammerschade und leider eine Tatsache. Über meine Backfehler kann ich heute herzlich lachen. Denn ich habe es noch nicht aufgegeben. :o) Doch früher war ich verbissen am Werk. Kuchen kaufen? Niemals. Eine perfekte Mutter bäckt selbstverständlich selbst den Kuchen für das Kita-Fest. Auch wenn sie den Kuchen nach einem langen Tag in Meetings um 1 Uhr nachts, dass dritte Mal backen muss.
Im Perfektionsstreben zählt nur die Vollkommenheit. Die kann ganz schnell in Verbissenheit kippen. Der Preis ist hoch. Denn wir verlieren Freude und Leichtigkeit.
Du erkennst dich wieder? Und willst wissen, was du jetzt tun kannst? Du denkst – weniger perfekt wäre schön!
Wenn du Lust hast aus der Perfektionsfalle auszusteigen, ist die erste Trainingseinheit folgende:
FANGE AN FEHLER ZU MACHEN! (JA, du hast richtig gelesen.) Also, welche Dinge könntest du weglassen und würdest damit ggf. einen Fehler riskieren?
Viel Freude beim Nachdenken.
In diesem Sinne,
willkommen im Alltag,
Deine Nadine